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Die festgestellten osteopathischen Dysfunktionen werden durch verschiedene Behandlungstechniken gelöst. Ich möchte einige wichtige kurz beschreiben. 

Osteoartikuläre Techniken

Sie wirken auf die Gelenke des Körpers und sind Grundlage der Arbeit im Bereich von akuten und chronischen Problemen und Schmerzen des Bewegungsapparates (von Arthrose über Hexenschuß bis zu Schwindel und Verstauchung). Mobilisationen: Die eingeschränkten Bereiche werden durch sanfte Bewegungen gelöst. Manipulationen mit Impuls: Sie dienen zur Lösung von Gelenken. Charakteristisch ist das bei der Lösung der Blockierung auftretende Knacken.

Myotensive (Muskelenergie) Techniken: Dienen ebenfalls zum Lösen von Gelenkblockierungen und stellen oft eine sanftere Möglichkeit zu den Manipulationen dar.    

Die Wirksamkeit dieser Behandlung geht weit über die lokal angewendete Technik hinaus. Wenn ein Gelenk in seiner Beweglichkeit verbessert wird, werden sich daraufhin auch alle anderen Bereiche des Körpers neu einstellen, die allgemeine Kompensationsfähigkeit wird verbessert und schon eingetretene Kompensationsverluste mit Symptomen können sich oft auflösen. Ein Beispiel soll dies erläutern:

Ein Fallbeispiel

Ein Mensch klagt immer wieder über Schmerzen im unteren Rücken bis zur Hüfte. Massage und Krankengymnastik bringen zwar Linderung, aber keinen durchgreifenden Erfolg. Spritzen helfen kurzfristig, der Schmerz kehrt jedoch immer wieder. Manualtherapeutische Behandlung des llio-Sakral-Gelenkes (Gelenk am Becken zwischen Hüftbein und Kreuzbein) hilft für einige Zeit, der Schmerz kommt jedoch wieder. Es liegt eine altersentsprechende Veränderung der Wirbelsäule ohne Bandscheibenproblematik vor.

    Bei der osteopathischen Untersuchung fallen nun einige Dysfunktionen des Fußes auf, an die sich der Patient bei Nachfrage dann auch erinnert (vor Jahren beim Fußball umgeknickt). Dieses wiederholte Umknicken hat die Knochen des Fußes in ihrer Beweglichkeit blockiert und erfordert kompensatorische Spannungen im Muskel-Gelenk-System. Einige dieser Möglichkeiten der Kompensation zwingen das Hüftbein durch Zug der Muskeln des Beines in eine Anpassung, so daß die freie Beweglichkeit in Becken, Hüfte und Lendenwirbelsäule eingeschränkt ist. Das kann den immer wiederkehrenden Schmerz des unteren Rückens bewirken. Eine Behandlung des Symptoms (Rückenschmerzen) wird also nie einen dauerhaften Erfolg erzielen können, solange die primäre Ursache, in diesem Falle der Fuß, nicht behandelt ist.

    Selbstverständlich ist dies nur ein Beispiel, welches die Ursachen-Folgen-Ketten verdeutlichen soll. Man kann sich in dieser Logik sehr viele Verkettungen konstruieren (z.B., umgekehrt wie oben, Fußprobleme als Auswirkung einer absteigenden Kompensation vom Becken her), aber in der Praxis immer wieder neue finden, als Ausdruck der ökonomischen Reaktionen des Körpers und der Genialität unseres Körper-Seele-Geist Systemes, auch bei großen und/oder langdauernden Problemen unser Funktionieren zu sichern. 

Viszerale Techniken

Sie wirken auf den Bereich der inneren Organe, aber auch reflektorisch auf den Bewegungsapparat und die Atmung. Diese Techniken sind wichtig bei chronischen Erkrankungen und ständig wiederkehrenden Beschwerden im Bereich der Organe selbst und am Bewegungsapparat, z.B. chronische Schmerzzustände im Bereich der Wirbelsäule.

    Die Behandlungstechniken verbessern die Beweglichkeit und die Eigenbewegungen der Organe, d.h. ihre Bewegung und Verschieblichkeit im Zusammenhang mit der Atmung und Körperbewegungen, außerdem die Bewegungen der Organe gegeneinander, mit der sie sich gegenseitig unterstützen, wie die Zahnräder einer Uhr. Diese Art der Behandlung ist, wie die u.g. cranio-sakralen Techniken meist sehr sanft, fast wie "Handauflegen".

    Außerdem verbessern sie die Beweglichkeit der Organe gegenüber ihren Verbindungen mit der Körperrückwand. Diese enthalten die Blut- und Lymphgefäße der Organe, sowie deren Nerven zur Verbindung mit dem zentralen Nervensystem. 

Ein Fallbeispiel

Ein Mensch hat immer wiederkehrende Schmerzen zwischen den Schulterblättern und im Nacken, ab und zu hat er ein Kloßgefühl im Hals. Tabletten und Massagen haben für eine gewisse Zeit geholfen, sie verlieren aber zunehmend an Wirksamkeit. Krankengymnastik konnte die Beschwerden reduzieren. Außerdem geht der Betroffene nun viermal in der Woche schwimmen, was ihm sehr gut tut. Trotzdem verstärken sich die Beschwerden nach einigen Jahren zunehmend.

    In der Vorgeschichte des Patienten findet man eine Empfindlichkeit des Magens. Nach großen Mahlzeiten und sauren oder süßen Nahrungsmitteln hat er manchmal Sodbrennen. Wenn er aufgeregt ist, schlägt dies auf den Magen.

    Während der Untersuchung findet man eine Gastroptose (der Magen ist abgesunken - dies ist ein häufiges Phänomen, in der klassischen Medizin jedoch ohne Interesse!).
    Dies muß durch ein ebenfalls tiefer sinken des Zwerchfells (Atemmuskel) kompensiert werden, was sich in einer Haltungsveränderung ausdrückt (der Patient muß sich leicht nach vorne beugen, was natürlich von den Rücken- und Nackenmuskeln durch erhöhte Gegenspannung kompensiert werden muß). Wenn dies im Laufe der Jahre nicht mehr ausreicht, kann es zu Spannungen im Bereich des Magens und der Speiseröhre und dem Herzbeutel kommen, die für den Körper aber meist nicht hinnehmbar sind und so durch weitere Haltungsveränderungen und damit eine höhere Spannung der Muskeln im Bereich der Schulterblätter kompensiert werden. Gleichzeitig kommt es zur Erhöhung der Spannung im Nacken (mechanisch durch Zug und neuromuskulär durch Reizung des Nervus phrenicus, der das Zwerchfell und das Bauchfell im Bereich des Oberbauches innerviert). Die Tabletten, die der Patient genommen hat, schlugen ihm damals auch schon auf den Magen, was das eigentliche Problem noch verschlimmerte. Der Zustand der inneren Organe ist also der eigentliche Grund, der sich jedoch im Bewegungsapparat ausdrückt und dort Symptome hervorruft (das "rote Ölkontrollicht"), aber nicht ursächlich dort behandelt werden kann. (Sehr häufig treten Symptome in dem Bereich auf, wo ein Körperteil für ein anderes "einspringen" muss). In diesem Zusammenhang wird auch verständlich, warum oft Veränderungen der Ernährung ganz tiefgreifende Auswirkungen auf den Gesamtorganismus haben können.

    Durch osteopathische Behandlung des Magens und der umliegenden Organe (also ganz weit weg vom Schmerzbereich!) kann oft eine Verbesserung der Spannungsverhältnisse erreicht werden. Gleichzeitig sollte eine Beratung zur Anpassung der Nahrungsmittel und der Eß- und Trinkgewohnheiten erfolgen, um die Belastungen des Magens und der Verdauung zu reduzieren. 

Cranio-sakrale Techniken

Sie arbeiten mit dem cranio-sakralen Rhythmus. Dies ist ein am ganzen Körper tastbarer Bewegungsrhythmus (wie Pulswelle oder Atmung), der allerdings sehr subtil ist. Das Ertasten dieses cranio-sakralen Rhythmus bedarf zwar einiger Übung, ist aber generell für jeden Interessierten zu erlernen, also nichts, was besonderer Fähigkeiten oder esoterischer Qualitäten bedarf. Eine endgültige Klärung der Entstehung dieses Phänomens steht bis heute noch aus. Dr. Sutherland hat auf der Grundlage dieses Körperrhythmus ein Konzept für Diagnostik und Therapie entwickelt. Es erlaubt die Arbeit mit jedem Gelenk des Körpers, inklusive der Schädelnähte. Anwendungsbereiche für dieses Teilgebiet der Osteopathie anzugeben würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Deshalb möchte ich nur einige Beispiele nennen.

    Die Behandlung nach Schädel-Hirn-Trauma, Schleudertrauma, Schädeloperationen und der ganze Bereich der Kiefergelenksprobleme, hier in der Zusammenarbeit mit Zahnärzten und Kieferorthopäden oder - chirurgen. Auch das Hals-Nasen-Ohrengebiet kann auf diese Weise oft erfolgreich behandelt werden.

    Die Behandlung von Säuglingen ist auf dieser Ebene ebenfalls sehr effektiv. Es ist z. B. möglich, Geburtstraumen nach einer sehr schnellen, bzw. sehr langen Geburt und dem Einsatz von Zange und Saugglocke, zu behandeln. Die hierbei auftretenden disharmonischen Kräfte können das vom Kind selbst regulierbare Maß überschreiten. In diesem Falle bietet die cranio-sakrale Osteopathie eine sehr effektive Möglichkeit, eine eventuell aufgetretene Verschiebung des noch nicht verknöcherten Säuglingsschädels zu korrigieren.

    Das sogenannte KISS-Syndrom ist oft nur eine Auswirkung der beschriebenen Problematik und oft keine Blockierung der Kopfgelenke beim Säugling!
Eine frühzeitige Korrektur einer Dysfunktion auf dieser Ebene bewahrt das Kind davor, ein asymmetrisches Wachstum, mit seinen späteren Folgen, auszuprägen. In Kombination mit dem viszeralen Konzept ist darüber hinaus eine Möglichkeit gegeben, auf Verdauungsstörungen, Erbrechen, Allergien, Übererregbarkeit und vieles andere positiv einzuwirken.     Außer dem Cranio-sakralen Rhythmus gibt es noch verschiedene andere, sich rhythmisch ausdrückende Regulationsvorgänge im Körper, die einer Diagnostik und Behandlung zugänglich sind.    Darüber hinaus haben sehr viele Osteopathen noch weitere Behandlungstechniken entwickelt, die als Werkzeuge von den Therapeuten für jede Situation nach Bedarf ausgewählt werden können. Es würde jedoch den Rahmen einer Kurzdarstellung sprengen, alle hier darstellen zu wollen.

© 2002, M. Hirzig